2017-01-02

Gedanken zum neuen Jahr 2017 -

Das Verständigungsproblem

Als Esperantist ist man davon überzeugt, das seit Einführung von Esperanto das alte Verständigungsproblem der Menschheit (siehe A.T. Turmbau von Babel) endgültig und für alle Zeiten gelöst ist. Und hier liegt das  Problem: Die Erkenntnis, das mit Esperanto das Verständigungsproblem ein und für alle Mal gelöst wurde, wurde von der Mehrheit nicht erkannt und die Erkenntnis hat sich daher auch noch nicht durchsetzen können. Nicht Ignoranz oder Unwille, sondern Unkenntnis hindert die Menschen daran, eine Sprache zu erlernen um mit allen Menschen kommunizieren zu können. Natürlich wird die Hemmschwelle immer kleiner, je grösser die Bekanntheit und Verbreitung der internationalen Sprache Esperanto zukünftig wird.
Das Verständigungsproblem ist erst in den letzten 200 Jahren deutlicher in der Vordergrund gerückt: Zu vor-industriellen Zeiten gab es noch keine multilateralen globalen Handelsbeziehungen, keine UN-Konferenzen und keine Notwendigkeit,  globale Probleme wie das Klimaproblem oder die Erschöpfung der Ressourcen zu verhandeln, die gleichberechtigte Gesprächspartner über alle Länder- und Kontinente zur Bedingung hat. Erst mit dem Internet ist es heute möglich, das Menschen Zugang zu vielfältigen Wissensquellen haben und in die Lage versetzt werden, sich über Landes- und Sprachgrenzen hinweg zu verständigen.  Esperanto wurde just zur rechten Zeit 'erfunden'  und erfreut sich von Anfang an wachsender Beliebtheit unter seinen Anhängern. Diesen Vorteil teilt Esperanto mit keiner anderen Sprache der Welt. Andere Sprachen lernt man aus Notwendigkeit, Esperanto lernt man aus Lust heraus!

Zur Europapolitik und dem Zeit-Artikel von Ulrike Guérot
http://www.zeit.de/kultur/2015-07/europa-republik-griechenland-demokratie-10nach8


Aus den den Kommentaren:

http://www.zeit.de/kultur/2015-07/europa-republik-griechenland-demokratie-10nach8?page=12#comments
http://community.zeit.de/user/psychologic
Ein gefährlicher Traum - Teil 1
Abgesehen davon, dass die Autorin die unterschiedlichen Begriffe Europa, EU und Eurozone fröhlich durcheinander wirft, kann vor einer solch naiven Einstellung, wie sie hier vorgetragen wird, nur dringend und laut gewarnt werden.
Als naiv muss eine solche Einstellung bezeichnet werden, weil sie fordert, Europa in einem "revolutionären Akt umzustülpen" (offenbar durch Europas "Eliten") und auch noch der Überzeugung ist, dass das ganze "friedlich" vonstatten gehen würde. Dies wird mit Sicherheit nicht der Fall sein, und ich möchte dies begründen:
Menschliches Gemeinschaftsgefühl und menschliche Solidarität beruhen auf automatischen (nicht bewussten) emotionalen Prozessen. Ein Gemeinschaftsgefühl (und die darüber motivierte Solidarität) entsteht immer nur zwischen Menschen, mit denen man etwas gemeinsam hat (die einem selbst ähnlich sind). Der Hauptfaktor für die Gemeinsamkeiten und Verhaltensähnlichkeiten zwischen den Menschen ist die Kultur. Das Hineinwachsen in eine bestimmte Kultur sorgt dafür, dass Menschen in bestimmten Situationen ähnlich Fühlen Denken und Handeln - in der Wissenschaft spricht man von von gemeinsamen Werten, Überzeugungen, Einstellungen und Normen, die emotional verankert sind. Eine gemeinsame Kultur mit ihren spezifischen Werten, Regeln und Normen (und eben einem Gemeinschaftsgefühl) entwickelt sich nur dann, wenn zwischen den Menschen über gemeinsame Öffentlichkeitsräume und einer gemeinsamen Sprache Kommunikation stattfindet.
Ein gefährlicher Traum - Teil 2
Diese Beobachtung entspringt keiner Ideologie, sondern ist eine unveränderliche psychologisch-menschliche Tatsache. Vor allem sollte man sich klar machen, dass diese Prozesse unbewusst und auf emotionaler Ebene stattfinden.
Fehlt eine gemeinsame Öffentlichkeit, und eine gemeinsame Sprache, kann sich kein hinreichendes Gemeinschaftsgefühl und keine hinreichende mitmenschliche Solidarität herausbilden, um die Jahrhunderte alten individuellen, kulturellen Tradionen der verschiedenen europäischen Gesellschaften zu überbrücken.
Kulturelle Vereinheitlichung lässt sich nicht erzwingen (jedenfalls nicht friedlich), sie denn sie entsteht nur ganz langsam (aus dem „Leben der Menschen im Vollzug“) und nur ganz von selbst.
Da die beschriebenen Grundlagen für das Entstehen überspannender menschlicher Solidarität in Europa nicht oder kaum gegeben sind, kann es bis auf weiteres auf friedlichen Wege auch kein finanziell und sozial solidarisches Europa geben - so sehr man sich das auch wünschen mag.
Ein gefährlicher Traum - Teil 3
Leider wird deshalb auch genau das Gegenteil des Erhofften passieren: Je stärker man versucht, Kulturen mit ganz unterschiedlichen Werten, Überzeugungen und Normen in immer mehr Politikbereichen zwangsanzugleichen, desto stärker werden die Beharrungstendenzen und Widerstände. Rechter und linker Populismus und Nationalismus werden immer stärker und führen den Kontinent in Spiralen der Zerrüttungen und der Gewalt.
Eine "von oben" erzwungene Vergemeinschaftung von Finanzen/Schulden kulturell völlig unterschiedlich tickender Gesellschaften ist deshalb ein 100%ig sicherer Todesstoß für das Eurosystem und die EU, wie wir sie heute kennen.
Wer diese Zusammenhänge nicht sieht und noch „mehr Europa“ fordert, besitzt kein realistisches Menschenbild, handelt unverantwortlich und macht sich in meinen Augen schuldig an den zwangsläufig auftretenden Zerrüttungen und seinen letztlich tödlichen Konsequenzen.
Der Traum von einer einigen, solidarischen Republik Europa ist eine verführerische und gefährliche Illusion.

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